Lehrer als Job?

Das Ostendorf-Gymnasium nach Schulschluss.

Lippstadt – Lehrerinnen und Lehrer spielen eine große Rolle in dem Leben eines Schülers oder einer Schülerin. Ohne sie müssten die Eltern ihren Kindern selbst alles beibringen, aber auch sie wissen nicht alles. Deswegen gibt es verschiedene Lehrer für verschiedene Fächer. Doch wie ist es, eine Lehrerin zu sein? Wie sieht der Alltag aus, welche Fähigkeiten braucht man und welche Herausforderungen bringt der Beruf mit sich? Wir haben mit Bettina Losse, einer Lehrerin, die Englisch und Musik am Ostendorf-Gymnasium unterrichtet, gesprochen, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

Wir freuen uns, dass Sie uns ein Interview geben können. Kommen wir zur ersten Frage: Seit wann arbeiten Sie als Lehrerin?

Ich habe mein Referendariat begonnen, da arbeitet man ja als Lehrer, seit 19… – jetzt muss ich mal überlegen – ja, seit 1993. Und dann habe ich zwei Jahre Referendariat gemacht in Lüneburg, das ist in Niedersachsen, und dann ist meine Tochter geboren. Als sie ein halbes Jahr war, habe ich meine erste Stelle angetreten, auch in Nordrhein-Westfalen, und ja, bin dann irgendwann hier an die Schule gekommen, das war 1999, und seitdem habe ich mit kleinen Unterbrechungen, da waren Erziehungszeiten, eigentlich immer unterrichtet.

Warum und seit wann wollten sie eigentlich Lehrerin werden?

Ich hatte verschiedene Optionen und das hatte sich so nach der Schulzeit eigentlich entwickelt. Einmal hat man ja immer so Lehrervorbilder. Lehrer, die man toll fand, und das überträgt sich natürlich auch manchmal auf den eigenen Berufswunsch. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass ich irgendwas machen wollte mit Musik, weil ich das in meiner Freizeit immer gemacht habe, auch als Kind schon. Und da gibt es ja verschiedene Optionen und deswegen habe ich gedacht, dann wirst du vielleicht Musiklehrerin und hatte mich mehr informiert und dann auch eine Aufnahmeprüfung gemacht und da ich Interesse an Sprachen hatte, wurde es dann eben auch Englisch.

Warum haben sie ausgerechnet das Ostendorf Gymnasium ausgesucht, um ihren Beruf auszuüben?

Früher war das so, da konnte man sich die Schulen nicht aussuchen. Man konnte sich nur die Region aussuchen. Heute ist es anders. Heute wird schulscharf ausgeschrieben. Dann hat man ein Bewerbungsgespräch direkt bei der Schulleitung. Damals war das so, dass man sich eben für das Gymnasium beworben hat und dann wurde geguckt, wo sind Stellen frei, und dann wurde man einer Schule zugewiesen. Es war damals erst eine andere Schule und ich habe dann nochmal einen Versetzungsantrag gestellt, weil ich sehr lange Fahrzeiten hatte. Wir sind dann nach Geseke gezogen und deswegen hatte ich dann hier die Stelle am Ostendorf, aber ich bin sehr glücklich hier und das auch seit so vielen Jahren.

Gibt es etwas was sie an ihrem Beruf nicht mögen?

Manchmal ist es so, dass man doch sehr gefordert wird in manchen Zeiten. Weil da sehr viele Konferenzen sind und andere Termine in der Schule und zeitgleich auch noch korrigiert oder dann eben in der Musik zeitgleich auch noch für ein Konzert vorbereitet werden muss; dann gerät man schon unter Stress. Aber ansonsten habe ich es immer sehr genossen auch unterschiedliche Kinder kennenzulernen und ich habe auch Veränderungen mitbekommen, was die Schüler betrifft, und gesehen, welche Generationen von Schülern so folgten, aber das habe ich immer als Herausforderung gesehen.

Was ist ihrer Meinung nach ein Muss, um Lehrer oder Lehrerin zu werden?

Ja, ich muss eigentlich Spaß haben an Kindern und Jugendlichen. Die Person muss es mögen, es ist ja eigentlich ein Unterschied zu einem Schreibtischjob. Ich habe immer wieder verschiedene Klassen, immer wieder verschiedene Charaktere und man muss sich da drauf einlassen können, das ist so die Grundvoraussetzung. Und eine weitere Voraussetzung ist sicherlich auch, dass man wandlungsfähig sein muss, sich neuen Gegebenheiten anpassen muss. Zum Beispiel jetzt die Digitalisierung. Ich weiß nicht, ob das eine Frage wird, aber ich habe ja zum Beispiel angefangen, da gab es die ersten Computer erst und dann hinterher ist es dann auch so gewesen, dass man auch gerade in der Coronazeit eben auch die digitalen Medien genutzt hat, um zu unterrichten, und das ist ja immer wieder so ein Prozess, wo man sich neu reinarbeiten muss, neue Apps, neue Anwendungen und das habe ich auch immer als Herausforderung gesehen.

Wie viel Zeit investieren Sie in die Unterrichtsplanung oder das Korrigieren von Klassenarbeiten?

Das ist ganz unterschiedlich, welche Jahrgangsstufe ich unterrichte, aber für ein Schülerheft im Englischunterricht, jetzt sage ich mal in der Mittelstufe, braucht man schon ein Stündchen, eine Dreiviertelstunde. In der Oberstufe mindestens eineinhalb Stunden pro Heft. Für die Vorbereitung für die einzelnen Fächer, das hängt davon ab, ob man Unterrichtsreihe schon unterrichtet hat, ob man da schon Arbeitsblätter erstellt hat, die man verwenden kann. Dann geht das recht schnell, man muss vielleicht kleine Veränderungen vornehmen. Wenn es ein neues Themengebiet ist, muss man sich manchmal ganz neu hineinarbeiten und neue Arbeitsblätter erstellen.

Wie viel Freizeit haben Sie für Hobbys oder für etwas, das Sie mögen?

Das hängt immer davon ab, wie viele Stunden ich dann gerade unterrichte und was ich so zu korrigieren habe. Ich versuche aber immer so zwei Hobbys die Woche durchzuführen, also so einen Sporttermin. Und mein großes Hobby ist Nähen und da gehe ich immer in Nähkurse und treffe mich da mit anderen.

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Ein typischer Tag ist aufstehen um spätestens sechs Uhr, frühstücken, sich fertig machen für die Schule, wenn man zur ersten Stunde fährt. Häufig fahre ich einfach zur ersten Stunde, weil man sonst keinen Parkplatz hier bekommt. Dann, wenn ich früh bin, kann ich direkt vor der Tür parken. Ja, dann habe ich so meinen Unterrichtstag, manchmal noch Konferenzen am Nachmittag. Dann ist man natürlich erst mal zuhause und unterhält sich mit seinem Partner über den Tag, der ist auch Lehrer, was so gewesen ist. Dann geht man so langsam in die Unterrichtsvorbereitung. Ich versuche mir meistens die Abende freizuhalten, dass ich das am Nachmittag schon mache. Wenn es dann nicht geht, gucke ich dann nochmal abends, ob einer was geschrieben hat, dann antworte ich natürlich auch nochmal und dann ist auch irgendwann Schluss.

Wie gehen Sie mit Schülern und Schülerinnen um, die im Unterricht nicht aufpassen oder stören?

Ganz unterschiedlich. Es kommt auch darauf an, ob das immer wieder die gleiche Störung ist. Ich versuche erstmal zu signalisieren, dass ich mich gestört fühle. Wenn es dann gar nicht anders geht, dann Einzelgespräch, und wenn es dann gar nicht anders geht, dann gucken wir, welche anderen Maßnahmen noch erfolgen.

Gibt es Momente, in denen Sie keine Antwort zu Fragen von Schülern wissen?

Fachliche Fragen? Ja, das kommt auch schon mal vor, aber ich sage dann natürlich: „Wir recherchieren das jetzt mal zusammen.“ Ich sage einfach mal: „Ich bin ja kein wandelndes Lexikon“, zum Beispiel. Oder manchmal ist es im Englischunterricht, wenn das eine ganz spezielle Vokabel ist, dann gucken wir die auch mal zusammen nach. Das kann man ja auch machen. Oder manchmal weiß auch ein anderer Schüler vielleicht eine Antwort.

Was war Ihre schönste Erinnerung oder Erfahrung an dieser Schule?

Es gibt viele schöne Erinnerungen. Schöne Erinnerungen sind manchmal einfach so, die passieren jeden Tag. Neulich hat mir mal ein Schüler so einfach auf dem Flur, den hatte ich schon ewig nicht mehr, gesagt, „Ach wollen Sie mal einen Keks haben?“, und mir eins von den selbstgebackenen Weihnachtskeksen angeboten. Das sind so kleine Momente. Oder man wird nett gegrüßt oder Schüler halten einem die Tür auf. Aber ganz großen Stellenwert haben eigentlich immer so die Sachen in der Musik, die schönen Konzerte und auch die Vorbereitungen darauf.

Dann unsere letzte Frage: Würden Sie Ihren Beruf weiterempfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Also ich finde es ist sehr abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere. Abwechslung ist schön. Wenn man überlegt, wie viele Stunden man so in seinem Beruf verbringt, ist das schon eine ganze Menge. Also ich würde es weiterempfehlen. Man muss natürlich auch so ein bisschen stresserprobt sein. Oder eben wissen, was ich in Stresssituationen mache, um selber wieder runterzukommen.

von Anushka Ramesh, Bhavya Panthalingal und U. M., Klasse 8b, Ostendorf-Gymnasium